Hier ist unser Redebeitrag, den wir bei der Kundgebung Bundeswehr abschaffen – Weg mit Crossmedia! gehalten haben:
Die Bundeswehr zieht nicht nur Rechtsextreme an, sondern ist Einstieg in rechte Ideologie und Habitus – in ihr herrscht ein Klima, in dem zugrundeliegende Vorstellungen erzeugt und reproduziert werden.
Von Wehrmachtssoldaten gegründet überrascht es nicht, welche Nazi-Netzwerke heute innerhalb der Bundeswehr existieren.
Franco A.. und Hannibal sind keine Einzelfälle. Und sie waren auch nicht nur vom Soldatensein angezogen sondern wurden ebenso von der Struktur der Bundeswehr mit erzogen.Das hochhalten und dauerhafte bestärken von Werten der Stärke, Disziplin, und Rationalität sind hierbei nicht unerheblich.
Neben Nationalismus und Autoritätsverherrlichung sind es nicht zuletzt patriarchale Vorstellungen von Männlichkeit und Geschlechterrollen, Familienbildern und Heteronormativität, die der Bundeswehr als Struktur inhärent sind und gleichzeitig rechte Tendenzen bestärken.
Die Bundeswehr ist eine vergeschlechtliche Institution, in der eine bestimmte Form von Männlichkeit institutionalisiert und mystifiziert wird, um das Militär in seinen Strukturen zu stützen.
Die Vorstellung der soldatischen Männlichkeit und die gleichzeitige Abwertung und Ablehnung weiblich assoziierter Eigenschaften haben ihren Ursprung im Militär; Vorstellungen von Ehre, Stärke und Disziplin.
Soldat*innen werden dazu trainiert in Extremsituationen zu gehorchen und Befehle auszuführen. Dies erfolgt vor allem durch eine ständige Überforderung, die wenig Raum für eigenständiges Denken lässt. Es bleibt keine Zeit, Befehle zu reflektieren und über deren Sinnhaftigkeit nachzudenken und genau das ist auch das Ziel dieser Konditionierung.
Soldat*innen werden normiert, um sich dem Zweck des Militärs optimal unterzuordnen.
Und das um kapitalistische Interessen durchzusetzen und eine Welt der Unterdrückung und Ausbeutung aufrecht zu erhalten.
Offizielle wie inoffizielle Rituale machen aus den einzelnen Individuen eine »Masse«, die gemeinsam denkt und handelt. Korpsgeist und ein Gefühl der Überlegenheit – die Symbole und Rituale der Bundeswehr sind eng mit den Vorstellungen von soldatischer Männlichkeit und ihrer Herrstellung verknüpft .
Auch die Uniformierung und die Fortbewegung im Gleichschritt stellen eine Körperhaftigkeit da, die explizit männlich konnotiert ist.
Die Vorstellung von Männlichkeit als stark und rational dient zudem als Schutzmechanismus gegenüber der eigenen Emotionalität. Erst die Tabuisierung der eigenen Gefühle und Emotionen, die als „weibisch“ abgetan werden, ermöglichen viele Aufgaben der Soldat*innen in einem Einsatz. Sich in Lebensgefahr zu bringen, andere Menschen zu verletzen oder zu töten.
Hier erweisen sich männliche Mythen, wie Heldentum und Ehre, als funktional, um die notwendige Überwindung eigener Affekte und Wünsche zu ermöglichen.
Gerade diese Überwindung der eigenen „Schwäche“ und „Weiblichkeit“ ist der Kern des männlichen Mythos.
Diese Abwertung von weiblich asssoziertem Verhalten und der Vehemente Versuch traditionelle – also unterdrückende Rollenbilder in der Bundeswehr aufrechtzuerhalten scheinen sich laut einer wissenschaftlichen Vergleichsstudie von 2005 und 2015 in den letzten Jahren eher verschlechter, als verbessert zu haben.
Die Bundeswehr versucht sich vergeblich darin mit Inklusivität zu glänzen – sei es das Youtube-Format „Die Rekrutinnen“ oder das Werben mit Frauen in Führungspositionen mithilfe von Medienunternehmen wie eben Crossmedia – doch 2015 geben 55 % der Soldatinnen an innerhalb der Truppe mindestens eine Form sexueller Belästigung erlebt zu haben.
Die Abwertung von Frauen zu herkömmlichen Rollenbildern, Sexualisierung und Objektifizierung, sexualisierte Übergriffe in der Bundeswehr – all das kommt nicht von ungefähr sondern ist in der Grundstruktur der Institution verankert.
Die Abwertung alles weiblich Assoziierten schafft aber nicht nur eine tödliche Funktionalität, sondern auch ein Setting in dem Sexismus, Antifeminismus, Homo-; Trans- und Frauenfeindlichkeit erzeugt und gepflegt werden. Und diese sind Einstiegsthemen der extremen Rechten.
Sie sind fester Bestandteil rechter Ideologie und immer wieder Motivation für tödliche Anschläge und rechten Terror.
Wie auch in Hanau, wo vor 6 Monaten zehn Menschen aus rassistischen Motiven ermordet wurden.
In einem Pamphlet widmete der Mörder ein ganzes Kapitel seinem Verhältnis zu Frauen – seinem Frauenhass und Antifeminismus .
Ein antikapitalistischer, emanzipativer Feminismus muss sich somit auch gegen Krieg und Militär positionieren.
Gegen die Bundeswehr, die voll von Nazis, Rassist*innen, Antisemit*innen und nicht zuletzt misogynene, trans- und homofeindlichen Antifeminist*innen ist und deren Struktur patriarchale Unterdrückung bestärkt und aufrechterhält.
Patriarchat und Bundeswehr zerschlagen!
Einen Bericht und weitere Fotos von der Kundgebung findet ihr hier: http://nowar.blogsport.de/2020/08/20/bericht-und-fotos-von-kundgebung-gegen-crossmedia/